BERTA BRÖSEL UND DIE MÖHRLEN


Wieder ein unglaublich schöner Morgen. Die Sonne schien, es wehte ein leichter Wind und zum Frühstück gab es heute eine Möhrle, also eine Möhre. Mama sagt immer Möhrle dazu, aber irgendwie recht süß, oder?!



Einkaufen mit meiner Menschenmama stand an. Wir brauchten ganz viel leckere Sachen wie Kartoffeln, Brokkoli, Fenchel und natürlich auch Möhrlen, wie Mama so schön sagt. Wir fuhren mit dem Auto in die Stadt. Ruckizucki auf den Parkplatz eingebogen und sofort ein schattiges Plätzchen zum Parken gefunden. So bleibt der Wagen kühl.



Meine Menschenmama stieg aus, schnappte sich ihre Handtasche und machte meinen Kofferraum auf. Ich wartete ganz brav bis Mama mir meine Super-Assistenzhund-Deck umlegte und „Hepp“ schon durfte es los gehen. Ich war gut gelaunt bei der Arbeit als Assistenzhund. Ich achtete auf die vorbei fahrenden Autos, Fahrräder und schnell flitzenden Menschen auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt. Aber was war das…?


Heute waren alle Leute irgendwie mies gelaunt unterwegs. Einige grummelten vor sich hin, andere riefen freche Worte quer über den ganzen Parkplatz. Wir schnell ab zum Supermarkt, da sind alle immer sooo nett und hilfsbereit. Einige Kunden schauen etwas verwirrt, einen Hund im Supermarkt sieht man ja selten. Aber ich als echte Assistenzhündin darf ja rein, natürlich nur mit Superdecke mit Aufschrift „Assistenzhund“ und den ganzen Ausweisen, die Mama immer mit sich rum schleppt.

Dann holten wir einen Einkaufswagen und legten alles Leckere hinein. Auch meine Möhrlen waren dabei. Das konnte ich gut sehen, denn ich gehe immer rechts neben dem Einkaufswagen und kann von da aus durch die Gitterstäbe schauen. Dann hatten wir alles, ab zur Kasse. Ich zeigte Mama den kürzesten Weg dorthin. Vorbei an einem großen Mann mit Schlapphut, durch 2 Gänge mit Klopapier und Gewürzen und zuletzt durch eine Gruppe kichernder Mädels mit Chips und Limonade im Arm.


An der Kasse angekommen, stellten wir uns an. Da schrie dann eine Frau an der gegenüberliegenden Kasse eine ältere Dame hinter uns an. Ihre Worte waren so laut und schnell, ich verstand kein einziges Wort, meine Mama anscheinend auch nicht. Fragend schauten wir uns an. Was war da los? Die Frau wurde immer lauter und lauter und fuchtelte mit ihren Armen herum.


Aber nein, jetzt verstand ich, sie schrie nicht die freundliche ältere Dame hinter uns an, nein, sie schrie meine Mama und mich an. Jetzt verstand ich auch was die Frau vor sich hin brüllte: „Polizei, Polizei…, rufen sie die Polizei…!“

Oh, schreck, was habe ich falsch gemacht? Ganz klar nichts und meine Menschenmama auch nicht, da bin ich mir sicher.

Nein, die Frau wollte die Polizei rufen, weil ich als Hund in einem Lebensmittelmarkt unterwegs war. So etwas Wuffiges… „Grummeldiewuff“.

Mama wollte das sofort richtig stellen, aber gegen einen andauernden Sturm von Geschrei, hatte sie keine Chance. Und ich darf ja während meiner Arbeitszeit bei so etwas nicht bellen, nur zum Alarm, wenn Mama Hilfe braucht. Ich hätte ihr so gerne geholfen.


Mama gab dann auf und ignorierte diese Plapperdame zu ihrem eigenen Schutz. So etwas bedeutet nämlich ganz großen Stress für Mama und kann plötzlich ganz starke Kopfschmerzen mit böser Übelkeit auslösen. Manchmal sieht Mama dann auch eine Zeit lang nichts mehr.


Ui, ui, ui, das hier tat meiner Mama gar nicht gut und ich stellte mich schützend vor sie. So wütend ich auch war, wir Assistenzhunde dürfen da nichts machen, bloß nicht knurren, nicht wuffen und erst recht nicht beißen. Das haben wir in unserer Spezialausbildung gelernt, immer ruhig bleiben und unseren Job machen.


Dann waren wir irgendwann endlich an der Kasse, dass ich mit der Kassiererin sprechen konnte. Naja, nicht richtig sprechen, eher schaute ich sie mit meinen knuffig süßen Augen an und forderte sie auf etwas zu unternehmen. Die Frau schrie ja immer noch weiter. Gott sei Dank, die nette Dame an der Kasse hat mich verstanden.

Hundeblicke sagen halt alles. Sie war so lieb, nahm sich auch Moment Zeit und machte langsam, weil sie merkte, dass es meiner Mama gerade durch den Lärm nicht gut ging. Mama bezahlte die Ware, packte alles gut ein und wir wollten gerade den Laden verlassen, als..

Hinter uns schrie diese Frau und diesmal konnte ich sie sehr gut verstehen: „Wie unmöglich, mit Hund hier im Supermarkt, das zeige ich jetzt bei der Polizei an…“. Der supertollen Kassiererin reichte es nun, sie verteidigte uns mit kraftvoller Stimme und sagte: „Sie wissen gar nicht, wie krank diese Frau ist und wie sehr sie auf die Hilfe ihrer Assistenzhündin angewiesen ist.

Sie hat das Recht hier mit Hund einzukaufen!

Wenn Sie nicht ruhig sind, bekommen sie Hausverbot!“


Kaum ausgesprochen, ging das Geschrei weiter.

Die Kassiererin reagierte sofort: „Gut, Sie haben ab jetzt hier Hausverbot, verlassen Sie bitte sofort unser Geschäft…“


Tja, kranken Menschen sieht man es nicht immer an, dass sie krank sind und in meinem Fall mit Mama einen Assistenzhund brauchen, um überhaupt einkaufen zu können.

Wer bringt uns denn sonst Möhrlen?


Man sollte niemanden gleich verurteilen, wenn man nicht alles über diese Person weiß.

Draußen, hinter uns, schrie die Frau dann weiter auf dem Parkplatz herum, so dass andere Leute Mama fragten, was passiert sei? Manche versuchten, das „Schreilinchen“ zur Vernunft zu bringen. Keine Chance. Eine hübsch gekleidete Dame mit Hundeanhänger an ihrer Tasche, so etwas sehe ich als Riesenschnauzerdame ja sofort, fragte die Frau, ob sie denn nicht lesen könnte, weil dieser Hund schließlich ganz wichtig für mich ist und auch sie muss das akzeptieren..!


So ein toller Tag, aufregend, etwas laut aber toll, dass so viele fremde Menschen hinter Mama und mir standen und uns geholfen haben. Ein gutes Gefühl nicht alleine zu sein.

In unserem Lieblingseinkaufscenter hier, haben wir einen super Rückhalt von allen Geschäften und Mitarbeitern. Vielen Dank für die Freundlichkeit an die ganz lieben netten Leute, die täglich ihre Arbeit machen, im Stress sind, weil die Geschäfte voll sind und uns trotzdem so wahnsinnig unterstützen.


Puh, was für ein Tag. Wir sind dann schnell nach Hause, es gab für jeden eine Möhrle und dann ab in den Garten ein Schlümmerchen (Schlaf) machen.


Bis bald..

EURE BERTA BRÖSEL